Grosse Neuerungen sind in der Stadtentwicklung von Basel seit jeher mit der Umnutzung grosser Areale entstanden. So befinden sich die grössten Basler Parks wie beispielsweise der Kannenfeldpark auf den Arealen ehemaliger Friedhöfe oder wie beim Schützenmattpark auf einem alten Schiessplatz. Auf alten Industrie- und Bahnarealen entstanden neue Wohnquartiere wie das Erlenmatt oder momentan Volta Nord. Doch der Vorrat an solchen Flächen ist gerade in Basel begrenzt.
Nach heutigem Planungsstand werden alle grossen Entwicklungsareale bis 2035 in eine neue Nutzung überführt worden sein. Es ist deshalb zentral, dass die Bedürfnisse der Bevölkerung bei der Entwicklung dieser Areale in den Vordergrund gestellt werden. Wir haben jetzt die einmalige Möglichkeit, die Weichen in der Basler Stadtentwicklung so zu stellen, dass die Stadt Basel auch bei steigender Bevölkerungszahl ein lebenswertes Umfeld bietet.
Leider war bei der bisherigen und absehbaren Arealentwicklung weder ein städtebauliches Gesamtkonzept noch eine innovative Gestaltungsvision für ein Basel der Zukunft zu erkennen. Die JUSO Basel-Stadt erarbeitete deshalb ein Grundkonzept für die zukünftige Arealentwicklung im Hafenareal, welches die Bedürfnisse und städtebaulichen Anforderungen der Bevölkerung für eine lebenswerte Stadt von heute und in Zukunft abbildet.
Freiraum für alle
Die Nutzung des öffentlichen Raumes durch die Bevölkerung hat sich seit Beginn dieses Jahrhunderts merklich verändert. Das Leben findet heute verstärkt draussen statt. Im Sommer hat sich der Rhein und das Rheinufer zu einem äusserst beliebten Aufenthaltsort entwickelt, an dem sich Jung bis Alt gerne aufhalten. Dieser Freiraum ohne Konsumzwang ist jedoch stark unter Druck, da verschiedene Nutzungsinteressen auf diesen begrenzten Raum einwirken. Daher muss gerade beim anstehenden Transformationsprozess dieser beiden Areale genügend Freiraum ohne Konsumzwang entstehen. Die Stadtentwicklung auf dem Klybeckquai und dem Westquai bietet uns die Chance, ein neu entstehendes Stadtquartier zum Wohle aller Menschen im Einklang mit der Umwelt zu gestalten.
Betrachtet man den Stadtplan von Basel, wird schnell ersichtlich, dass sich die grossen städtischen Park- und Grünflächen allesamt im Grossbasel befinden. Im schon heute dicht, und zukünftig noch dichter besiedelten Kleinbasel sind keine grösseren Grünflächen zu finden und die Luftqualität gehört zu den schlechtesten im Kanton. In der Hafenstadtbefragung von 2015 sprachen sich so auch über 90% der befragten Anwohnerinnen und Anwohner für mehr Grünflächen im Quartier aus.
Grün- und Sportflächen werden immer wichtiger für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Gesellschaft werden. Denn der Klimawandel sorgt für Hitzeextreme und Tropennächte und die Digitalisierung für Bewegungsmangel. Mit Annahme dieser Initiative würde eine Grün- und Sportfläche mit einer ähnlichen Ausdehnung wie dem Kannenfeldpark entstehen. Diese würde inden angrenzenden Wohngebieten die benötigte Abkühlung und eine bessere Luftqualität ermöglichen und Raum für die Natur und Sport- und Spielplätze schaffen.
Mit der Umsetzung der Initiative soll zudem eine strömungslose oder – arme Bademöglichkeit im Wasser oder an Land eingerichtet werden. Denn Zürich und Bern haben bereits gezeigt, wie es erfolgreich funktionieren kann: Das Marzili und die Limmat sind beliebte Erholungsortemitten in der Stadt. Mit einer Badestelle in der Wiesemündung könnte dies auchin Basel zur Realität werden. So könnten auch weniger erprobte Schwimmer*innenin freier Natur baden. Wie an der Limmat wären zudem Beachvolleyballfelder möglich, sodass auch dem Sport an Land nichts im Wege steht.
Die Stadt von morgen soll für alle Menschen zugänglich sein und vielfältige urbane Freiräume unter Einbezug der Bevölkerung schaffen. Das Klybeckareal und der Westquai sind ideal, um genau dies zu erreichen und so das Aussterben der Zwischennutzungsflächen ansatzweise zu kompensieren.
Kultur für alle
Die grosse Beliebtheit des kulturellen und gastronomischen Angebots in Kombination mit der Lage am Rhein machen die Areale des Klybeck- und Westquais zum idealen Standort für eine langfristige Etablierung solcher Nutzungsformen. Eine permanente Nutzungbietet zahlreiche Vorteile, da sie eine nachhaltige Planung ermöglicht. So könnte beispielsweise die Integration in die Wohnquartiere durch bauliche und raumplanerische Massnahmen derart umgesetzt werden, dass unter anderem die Lärmemissionen vermindert werden. Dadurch können Teile des Areals optimal als Eventstandort verwendet werden. Dabei soll die Kultur und nicht der Gewinn im Zentrum stehen. Das heisst, es soll möglichst wenig Konsumzwang bestehen.
Die Transformation grosser Areale ist in Basel mit der befristeten Etablierung von neuen, innovativen kulturellen Nutzungskonzepten verbunden, welche das Leben in der Stadt neben dem allgemeinen «Mainstream» bereichern und das Basler Kulturleben weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt machen. Eines der wichtigsten Merkmale der kulturellen und gastronomischen Nutzung auf diesen «Zwischennutzungsflächen» ist die relativ kleine Parzellierung, die damit einhergehende Vielfalt der Nutzungsformen sowie das vereinfachte Verfahren zur Einreichung der Baugesuche. Diese Nutzungsformen sollen nicht aus dem Kanton verschwinden, wenn keine neuen Transformationsflächen mehr für eine derartige Nutzung zur Verfügung stehen.
Wohnen für alle
Basel braucht unbedingt mehr günstigen Wohnraum und die Basler Bevölkerung hat sich in den letzten Abstimmungen auch immer klar dafür ausgesprochen – doch ging ebendieser in den letzten Jahren immer mehr verloren.
Der Kanton Basel-Stadt hat jetzt hier die Möglichkeit, sozialen Wohnungsbau mit Wohnraum für über 3000 Personen im unteren Kleinbasel zu realisieren. Gerade hier ist es enorm wichtig, dass vermehrt günstiger Wohnraum geschaffen wird, damit die angestammte Bevölkerung im Quartier nicht durch die baldige Entwicklung der alten Areale der Pharmaindustrie verdrängt wird.
Der drohenden Gentrifizierung im unteren Kleinbasel kann man nur mit genügend preiswertem Wohnraum entgegnen. Zudem sollte Wohnraum, welcher dem Kanton gehört, zu 100% gemeinnützig sein. Nur so können wir den Druck aus dem Wohnungsmarkt nehmen, der nach Profitmaximierung strebt und nicht die Bedürfnisse der Bevölkerung ins Zentrum stellt.
Die Menschen brauchen und wollen Frei- und Grünräume, bezahlbaren Wohnraum und eine lebenswerte Stadt. Mit der kantonalen Volksinitiative “Hafen für alle – Freiräume statt Luxusprojekte!” ermöglichen wir eine soziale, nachhaltige und auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmte Stadtentwicklung der Areale.